Die SPD hatte eine Große Anfrage zur Situation an den Grundschulen im Schuljahr 2018/19 gestellt. Weil einige Aspekte unklar blieben und die Bildungsministerin Rückfragen bei einzelnen Schulen unterband, führte der Bildungsausschuss eine schriftliche Anhörung bei Lehrergewerkschaften und Verbänden durch, denen kein Maulkorb verpasst werden darf. Zu den Ergebnissen sagt Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion:
,,Die Situation der Grundschulen war auch vor Corona schon schwierig, in einigen Regionen extrem schwierig. Das schreibt die GEW in ihrer Stellungnahme und das zeigt sich auch beim Blick auf zwei der Fragen, die im Mittelpunkt der Anhörung standen. Eine Frage war, wie Vertretungen für Forderlehrkrafte sichergestellt werden, die im inklusiven Unterricht die Doppelbesetzung ermöglichen. Die Antwort lautet: Gar nicht. Sonderschullehrkrafte sind in Grundschulklassen zur Forderung von Schuler*innen mit anerkanntem Forderbedarf und zur Pravention in Doppelbesetzung eingesetzt. Bei Erkrankung der Sonderschullehrkraft, bei Fortbildungen und anderen dienstlichen Aufgaben, wie auch bei der Untersuchung von Kindern zur Anerkennung des Forderbedarfs, fallen viele Stunden ersatzlos aus. Aus Sicht der Schuler*innen mit besonderem Unterstutzungsbedarf ist die Situation besonders prekar, da ihnen der zustehende fachliche Unterricht ohne Fachkraft verloren geht. Auch für die Arbeitsbedingungen der verbleibenden Grundschullehrkräfte hat das erhebliche Auswirkungen.
Die Statusabfrage zur Arbeitsfahigkeit und Gesundheit der Lehrkrafte in Schleswig-Holstein hat bei Grundschullehrkraften teilweise deutlich schlechtere Ergebnisse gezeigt als bei Lehrkraften anderer Schularten (Arbeitsfahigkeit, gefuhlsmaßigen Belastungen, Prasentismus, Larm). Hier mussen wir ansetzen, wenn wir vermeiden wollen, dass weiterhin jedes Jahr 12 bis 20 Prozent der Grundschullehrkräfte ihren Dienst vorzeitig quittieren. Die anstehenden Entwicklungen der Grundschulen zu Ganztagsschulen müssen auch genutzt werden, um die Verlässlichkeit der Grundschule nicht allein auf den Schultern der Lehrkräfte abzuladen.
Weitere Ergebnisse der Großen Anfrage (19/2035):
Es waren im Schuljahr 2018/19 5.315 Lehrkräfte an den Grundschulen beschäftigt, die entsprechende Ausbildung hatten davon nur 4.588. 10,9 Prozent des Unterrichts wurden im Februar 2019, ein Jahr vor Corona, nicht plangemäß erteilt. Vertretungslehrkräfte werden noch immer nicht für ihren Einsatz geschult. Vier Kreise spüren den Lehrermangel laut Ministerium besonders: Dithmarschen, Steinburg, Segeberg, Herzogtum Lauenburg.Offiziell gibt es 7 Mangelfächer, für die Fachlehrkräfte fehlen: Mathematik, Englisch, Musik, Sport, Katholische Religion, Philosophie und Kunst. 1.217 (26,54 Prozent) Klassen wurden in Mathematik von Lehrkräften unterrichtet, die dieses Fach nicht studiert haben. Dazu 239 Klassen von Lehrkräften ohne zweites Staatsexamen. 30 Grundschulen und fünf Außenstellen mussten mit einer einzigen Mathe-Fachlehrkraft auskommen. Die Regierung hat in Reaktion auf diesen Umstand nicht etwa Mathematiklehrkräfte an die Grundschulen geschickt, sondern lediglich die Erteilung von mehr Mathe- Stunden angeordnet.
An 15 Grundschulen musste im Schuljahr 2018/19 die Verlässlichkeit aus Mangel an Lehrkräften ausgesetzt werden. 7 dieser Schulen lagen im Kreis Ostholstein. 15 Prozent der Grundschulen bieten im Land zwischen den Meeren keinen Schwimmunterricht an.“